Dominik Bloh liest im Roten Saal

Der Rote Saal ist gut gefüllt, über 60 Menschen sind gekommen, um Dominik Bloh zu hören. Er, der eben noch seinem kleinen Sohn am Handy Gute Nacht gesagt hat, lässt uns teilhaben an seinem Leben. Dominik Bloh liest einige Passagen aus seinem Buch. Klare, atmosphärische Sätze, die unaufgeregt, aber einprägsam erzählen, wie er aufgewachsen ist. Wie er in einer verschneiten Nacht zu Hause rausgeworfen wurde und lernte auf der Straße zu überleben.


Warme Orte sind nun wichtig, tagsüber ist da die Schule, nachmittags mit Freund*innen abhängen, dann irgendwann ziellos mit der U-Bahn fahren, später der Wechsel in den Nachtbus. Einfach immer unterwegs. Nebenbei noch lernen für die Abiturprüfungen. Doch dann, nach dem Abi fällt die Struktur der Schule weg und er sagt, die Stadt hat ihn sofort verschlungen.


Er legt das Buch immer wieder zur Seite und erzählt frei von seinem heutigen Leben. Davon, wie er in Talkshows auf Menschen trifft, die ein absurd anderes Leben führen, als er es mal gelebt hat. Wie er Dirk Rossmann damit begrüßt, dass er sich wünscht, dieser möge die Hälfte seines Privatvermögens spenden. Wie Welten aufeinanderprallen und wie er dennoch im Kontakt bleibt und für seine Ideen eintritt. So Wege findet Projekte für wohnungslose Menschen zu organisieren.

Dominik Bloh hat eine ruhige Art, ist dabei aber meinungsstark und man kann sich gut vorstellen, wie er in Diskussionen andere dazu anregt, ihre Sichtweise zu überdenken. Er, der weg möchte von einer individuellen Sicht auf ihn als besonders tapferen und starken Menschen, der schlau genug war, auf der Straße zu überleben. Hin dazu, dass Wohnungslosigkeit nicht als individuelles, sondern als strukturelles Versagen gesehen wird. Er wünscht sich, dass Menschen auf der Straße unmittelbare und bedingungslose Unterstützung erfahren. Dank Dominik Bloh gibt es in Hamburg einen Duschbus, in dem wohnungslose Menschen in einem privaten Raum Zeit haben in Ruhe zu duschen und danach frische Kleidung bekommen. Dieser fährt dahin, wo die Menschen sind, kann anhalten, wo immer es nötig ist.

Dominik betont, wie wichtig es ist, Menschen auf dem Weg zur Selbsthilfe zu unterstützen. Wenn das Leben aus dem Takt gerät, bedeutet das Zusammenkommen in einer Selbsthilfegruppe unmittelbare Unterstützung. Im Kontakt mit anderen, gelöst aus der Vereinzelung lässt sich Mut und Kraft schöpfen und Veränderungen können auf den Weg gebracht werden.

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